Jürgen Vogt                                            

Autor & Regisseur

      

Ich habe mich immer geweigert, einen 250 kg schweren Löwen verharmlosend als "Kater" zu bezeichnen. Ich liebe es aber, mit Menschen unterwegs zu sein, die genau das tun. Und ich finde es toll, einem solchen "Kater" ein Halsband mit Satellitensender umzuhängen. Selbst wenn er mich als Teil seiner Nahrungskette ansieht (Anm. d. Redaktion: der Löwe würde satt werden). 

Ich hasse es, wenn ich von Mücken bei lebendigem Leib und vollen Bewusstsein angestochen und ausgesaugt werde. Aber die Tiere an sich finde ich toll. Brasilianisch-gazellenhaft tanzen sie meine Abwehr aus und riskieren ihr Leben, um ihren Nachwuchs durchzubringen - denn nur darum geht es ihnen. Darüber hinaus sind sie Vogelfutter. Und ich mag Vögel.

Ich hasse es, wenn Weißstörche an einem einzigen Tag mehr als 600 km weit über die afrikanische Savanne fliegen auf ihrem Weg nach Deutschland. Die Leistung ist faszinierend und großartig. Aber ich hasse es, weil ich genau diesem Storch einmal in einem alten Geländewagen hinterher gefahren bin - bis nach Deutschland. Das war zwar spannend, aber definitiv kein Vergnügen.

Ich liebe Eisberge; die sehen toll aus und sind nebenher ein Zeichen dafür, dass noch nicht alles Eis aus der Arktis verschwunden ist. Ich hasse es aber, wenn viele Eisberge das einzige Versorgungsschiff einschließen, das uns in Nordost-Grönland hätte versorgen können. Dann sitzt man nämlich mit 25 Menschen am nördlichsten Festlandspunkt der Erde und teilt sich über Wochen täglich eine halb verrostete, schale Dose Bier. Und irgendwo hört der Spaß auf.

Ich liebe Berge, Eis und Schnee. Wenn man aber unterhalb des Everest-Gipfels steht (Anm. d. Redaktion: weit unterhalb) und sich wegen der dünnen Luft nur noch in geröchelten Grunzlauten verständigen kann, dann will man vom freundlichen Sherpa nicht hören, dass die nächsten 500 Höhenmeter ein Kinderspiel werden. Zumindest dann nicht, wenn er sein gestörtes Verhältnis zu Aufstiegen unter Beweis gestellt hat - und in den vergangenen 3 Wochen (und 15.000 Höhenmetern) ständig etwas von "keine Anstiege" gemurmelt hat. Achtung: "Zickzack" heißt auf Sherpa nicht "in Schlangenlinien hin und her", sondern "steil bergauf und bergab".

"Frei wie ein Zäpfchen" - das Motto der Höhlenforscher erfüllt mich heute mit Ehrfurcht. Bis zu meinem ersten Steckenbleiber habe ich noch laut über den Spruch gelacht. Fast 1 Stunde hing ist fest, und habe mich mm für mm befreit. Nun ist Steckenbleiben beileibe keine Schande. Es sollte nur mit den Schultern passieren - nicht wie bei mir mit Bauch und Hüften.